Erweiterung der Mutter-Kind-Einrichtung Sternstundenhaus

 Wenn Kinder Kinder bekommen, ist das erst einmal ein Schock, dann fehlen Reife und meist auch ein gesundes Grundvertrauen. Sternstunden unterstützt Projekte für minderjährige Mütter, in denen diese aufgefangen, betreut und angeleitet werden.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungSozialdienst katholischer Frauen Nürnberg-Fürth e.V.

Leyher Str. 31-33
90431 Nürnberg

Aktionsjahr2011
OrtNürnberg
Fördersumme500.000,00 €
© Foto: SkF Nürnberg-Fürth e.V

MuKi, wenn die Mädchen das sagen, dann klingt das immer ein wenig so, als würden sie von einer Vertrauten reden. Und das stimmt ja auch, MuKi, die Mutter-Kind-Einrichtung des Sozialdienstes Katholischer Frauen in Nürnberg ist ein Teil ihres Lebens, für eine bestimmte Zeit zumindest. Ebenso wie ihr Kind, doch das werden sie begleiten, mindestens bis es erwachsen ist.

Plötzlich war alles ganz anders. Sandra ist erst 13 Jahre alt, als sie sich morgens häufig übergeben muss. Irgendwann geht sie zum Arzt und erfährt, dass sie bereits im vierten Monat schwanger ist. Sandra hat das Gefühl, als habe jemand eine Glasglocke über sie gestülpt. Sie ist 14, als Marie zur Welt kommt, sie darf ihr Neugeborenes so lang nicht sehen, bis sie sich entschieden hat. Das Jugendamt hatte sie vor die Wahl gestellt, entweder gibt sie ihr Kind frei zur Pflege oder Adoption, oder sie geht in eine betreute Einrichtung. Sandra entscheidet sich für ein Leben mit Marie, und damit für MuKi, die Einrichtung, die offiziell Haus Anna heißt.

Sie sind doch selbst noch mittendrin, ihre eigene Persönlichkeit zu finden. Wenn Kinder Kinder kriegen, dann beginnt ihr Erwachsenenleben zu plötzlich, dann müssen sie eine Verantwortung übernehmen, die oft kaum für sie selbst reicht. Ein bisschen Mutter gibt es nicht. 2014 brachten in Deutschland mehr als 3000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind zur Welt.

Im Haus Anna in Nürnberg fanden bislang zwölf von ihnen in kleinen Apartments ein Zuhause auf Zeit. Hier kommen sie erst einmal zur Ruhe und zu sich selbst. Die meisten ihrer Geschichten erzählen von belastenden Verhältnissen in der Familie, Problemen mit dem Freund, viele von Bedrohung und Druck. Überfordert mit der Situation sind sie alle, das macht unsicher und manchmal auch ganz schön unwirsch.

Verantwortung für sich und das Kind zu übernehmen - das ist das, was die jungen Mütter hier als erstes lernen. Hier haben sie den nötigen Schutzraum, um in ihre Rolle hineinzuwachsen und die Angst vor der Verantwortung und der Zukunft abzubauen. Während sie in der Schule oder an ihrem Ausbildungsplatz sind, werden die Babys liebevoll umsorgt. Im Haus für die ganz jungen Mütter werden diese intensiv psychologisch und pädagogisch betreut, etwa bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, eigenverantwortliches Handeln eingeübt.

Sandras Alltag ist genau strukturiert: Um 6 Uhr steht sie auf, macht sich und Marie fertig, frühstückt, dann geht die Kleine in die Krippe von Haus Anna und Sandra in die Schule. Während Marie in der Krippe ein kleines Mittagsschläfchen hält, macht ihre Mutter Hausaufgaben, in diesem Jahr will sie ihren Quali schaffen. Ab 15.30 Uhr sind beide wieder zusammen. Und ganz nebenbei hat Sandra kochen, putzen, waschen und auch den Umgang mit Geld gelernt. "Wenn ich vielleicht nächstes Jahr ausziehe, wird es mir schon schwerfallen, auch wenn ich es mir wünsche." Es ist gut, dass die kleinen Familien nicht plötzlich allein gelassen sondern sozialpädagogisch weiter betreut werden vom SKF.

Sternstunden hat geholfen, Haus Anna um acht intensiv betreute Wohnplätze auf insgesamt zwanzig zu erweitern. Jeder einzelne wird dringend benötigt - jeden Tag in jedem Jahr.